Mission Impossible: Erfolgreich!

Container-Bäckerei in Indien backt selbstständig Brötchen

Die kleine Delegation aus dem Raum Ettlingen war schlagkräftig und erfolgreich: Bäckermeister Jürgen Musler, Techniker Patrick Bittmann, Mediziner Dr. Hans Waldmann, Kommunikator Martin Störk. Diese Mannschaft, die für 12 Tage über Frankfurt-Dubai-Thiruvanthapuram angereist war, brachte die Container- Bäckerei im südindischen Mitraniketan (Bundesstaat Kerala) zum Laufen, durch 12-tägiges, intensives Agieren vor Ort.
Der im Container eingebaute Backofen,  der Gärschrank und andere Einrichtungen wurden an Starkstrom und Wasserkreislauf angeschlossen. Natürlich hätten dies auch unsere indischen Freunde hinbekommen. Doch sie wagten sich nicht an die hochwertigen, für sie völlig fremden Einrichtungen. Dann Probelauf des elektrischen Backofens (20KW): Die Sicherungen blieben drin!

Das Team und der stille Charme der Container-Bäckerei in Mitraniketan, Kerala, Indien

Der erste Brotteig für Baguette wurde gemischt und geknetet, mit Hefe aus Deutschland, dann der erste Backversuch: Es waren tatsächlich wunderbare Baguettes. Der Bäckermeister fand durch mehrere Versuche heraus, wie mit der langsameren Hefe aus Indien umgegangen werden musste, um Baguettes, Vollkornbrote und Brötchen und sogar Brezeln zu backen. Dann wurden drei indische Nachwuchsbäcker eingeschult. Sie sprechen die Sprache Malayalam, Englisch nur "little or nothing", unser Bäckermeister vermittelte das notwendige Können bravourös durch Vormachen und mit Hilfe der Übersetzerin Beena, alles in der 45°C heißen Backstube!

Jürgen Musler vermittelt seine Künste an das indische Bäckerei-Team. Das sollen Baguettes werden.

Am Tag der offiziellen Einweihung der Bäckerei wurden 500 Cookies mit Pudding-Top gebacken. Nach der stimmungsvollen Einweihungszeremonie „I declare the bakery open…“ erhielt jedes Kind und die Lehrer(innen) von Mitra ein Cookie. Schweigend und mit Genuss wurde das Backwerk verdrückt, dazu eine Tasse Tee, für viele Kinder gab es wohl erstmalig eine solche Leckerei.

 

Dieser stille Moment war ergreifend.

Cookies erstmals im Leben

Das Konzept der Bäckerei scheint aufzugehen: Es soll die Versorgung des Projektes Mitraniketan mit Backwaren sicherstellen. Dort leben bis zu 400 Kinder und junge Erwachsene, die aus sehr armen Familien stammen. Sie werden aufgezogen, unterrichtet und ausgebildet, um eine Lebenschance im schwierigen indischen Umfeld zu erhalten Die Bäckerei soll Nachhaltigkeit durch Selbstfinanzierung erreichen, indem über den eigenen Bedarf hinaus, Bäckereiprodukte  in die benachbarte Großstadt Thiruvananthapuram (Trivandrum) verkauft werden.

 

Dies scheint zu gelingen, denn schon bald erhielt das Team eine Email aus Mitra, die von 600 verkauften Brötchen und 32 verkauften Vollkornbroten an einem Tag erzählte. Diese Mengen sollten noch etwas gesteigert werden, um alle Kosten in Zusammenhang mit der Bäckerei zu decken.

Die Freude war groß. Brezel, was ist das?

Weitere Probleme wurden nebenbei bewältigt: Die Arzneien und medizinischen Hilfsmittel aus dem Container mussten sortiert, geordnet und übergeben werden. Die Rezepte für die Backwaren wurden auf dem Computer strukturiert, so, dass jeweils der komplette Backofen ausgenutzt werden kann, um Energie zu sparen. Der Mehl- und Hefeeinkauf wurde erkundet. Die Kostenkalkulation für die Backwaren musste errechnet und vermittelt werden. Dabei spielen die Personalkosten die geringste Rolle!


An den beiden letzten Tagen durften die indischen Bäcker (Krishna, Surden)  ohne unseren Beistand produzieren. Erst nachmittags prüfte Bäckermeister Jürgen mit kritischem Blick die Ergebnisse: Er war’s zufrieden. Wir hatten gewonnen. Alle hatten gewonnen. Die Spender dürfen erfreut sein. Das Ziel war erreicht!


Trotzdem: Die private Initiative „Container Bäckerei für Mitra“ möchte diese Einrichtung so lange unterstützen, bis sie sich selber trägt. Weitere Hilfskonzepte sollen allesamt durch Nachhaltigkeit und Fähigkeit zur Selbsthilfe geprägt sein. Es geht weiter …